Die Veranstaltung „100 Jahre Eberswalder Goldfund“ am 16. Mai 2013

Strahlender Sonnenschein bescherte am 16. Mai 2013 einen wahren „Goldtag“. Das umfangreiche Programm des Heimatkundevereins, des Museums der Stadt und des Fördervereins Finower Wasserturm erinnerte – auf den Tag und die Stunde genau – an die Sensation der Auffindung des Goldschatzes in der Messingwerksiedlung bei Eberswalde vor 100 Jahren.
Am Nachmittag versammelten sich zahlreiche Interessierte an der Goldfundstele auf dem Gustav-Hirsch-Platz, ganz in der Nähe der Fundstelle des heute noch bedeutendsten auf deutschem Boden geborgenen Goldschatzes aus der späten Bronzezeit (900 v.Chr.).
Die Hirsch-, Kupfer- und Messingwerke AG ließ hier 1913 ein großes neues Arbeiterwohnhaus errichten, heute Gustav-Hirsch-Platz 1-3. Bei den Ausschachtungsarbeiten stieß am 16. Mai, nachmittags gegen 16 Uhr ein Arbeiter im nördlichen Teil der Baugrube mit dem Spaten auf einen Tontopf, der glänzende Gegenstände enthielt.
Er meinte erstaunt:
„Da haben se jar eenen alten Pott mit Messing injebuddelt.“
Schnell stellte sich heraus, dass dies pures Gold war. Der in Berlin lebende Seniorchef der Firma, Aron Hirsch, fuhr am Montag, dem 19. Mai mit dem Direktor der Prähistorischen Abteilung des Königlichen Museums Berlin, Prof. Schuchhardt, zur Besichtigung und Inventarisation des Fundes nach Messingwerk: Der zerbrochene Tontopf enthielt 81 verschiedene Goldgegenstände mit einem Gewicht von 2,59 kg. Die schönsten Stücke sind acht aus dünnem Goldblech getriebene Schalen mit reicher Verzierung.
Vor allem der Bürgermeister Friedhelm Boginski wies am Donnerstagnachmittag auf die Bedeutung des in die Geschichte als Eberswalder Goldschatz eingegangenen Fundes hin. Das Wissen um ihn und die älteste Geschichte unserer Region vor allem Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, hat seit Jahren das Museum mit seiner Gesamtnachbildung des Fundes übernommen.
Damit dieses sensationelle Geschichtszeugnis im Bewusstsein der Eberswalder verankert wird und auch bleibt wurde bereits 2005 auf dem Gustav-Hirsch-Platz eine von dem Metallbildhauer Eckhardt Herrmann gestaltete Goldfundstele vom Museum und Heimatkundeverein anlässlich ihrer Gründung vor 100 Jahren aufgestellt.
Die Ausführungen des Bürgermeister und der Heimatkundevereins-mitglieder wurden begleitet von den Tönen eines goldfundzeitgemäßen Blasinstrumentes, einer Lure. Der Archäologe Joachim Schween aus Hameln präsentierte gekonnt musikalisch und mit interessanten Erläuterungen dieses Instrument aus der Bronzezeit.
Nicht nur Wissenswertes konnten die zahlreichen Besucher an diesem Tag mitnehmen, sondern es konnten auch das vom Heimatkundeverein herausgegebene Gedenkblatt (2 €) zum Tage und ein Spendenbarni (15 €) mit Goldfundmotiv erworben werden. Ebenso bot Juwelier Elling verschiedene nach dem Goldfund entstandene Kreationen an.
Schon ab 13 Uhr war vor allem für auswärtige Gäste der Wasserturm geöffnet und ab 16 Uhr erläuterte Arno Kuchenbecker einer großen Schar Interessierter die Sehenswürdigkeiten um den Gustav-Hirsch-Platz. Zwischendurch gab es Kaffee und Kuchen zur Stärkung.
Ab 18 Uhr begannen dann im Familiengarten, im Saal des Tourismuszentrums, spezielle Fachvorträge mit Bildpräsentationen. Eingeleitet wurden sie wieder durch beeindruckende Lurenklänge. Bürgermeister Friedhelm Boginski, der an diesem Tag die Erinnerung an das wichtige historische Ereignis der Auffindung des bronzezeitlichen Goldschatzes in unserer Region zu seinem Anliegen gemacht hatte, begrüßte die ca. 120 Besucher. Er übergab die Moderation des Abends an den Landesarchäologen Dr. Franz Schopper, der ebenfalls seinen Stolz auf diesen für die Wissenschaft so bedeutenden archäologischen Fund in seinem Wirkungsbereich zum Ausdruck brachte.
Die Vorsitzende des Heimatkundevereins, Ingrid Fischer, berichtete zunächst über die Ereignisse um die Goldfundentdeckung in der Region. Der Fund hatte nicht nur hier für Aufregung gesorgt, sondern auch in der Fachwelt. Das Eberswalder Museum hatte Dr. Dirk Mahsarski vom Focke-Museum in Bremen eingeladen, der an der zurzeit dort gezeigten Ausstellung „Graben für Germanien, Archäologie unterm Hakenkreuz“ mitarbeitete. Diese Ausstellung dokumentiert auch den bereits 1913 entbrannten erbitterten Wissenschaftlerstreit, bei dem sich schon die Anfänge des von den Nationalsozialisten betriebenen Germanenkults anbahnten.
Den Hauptvortrag des Abends „Der Eberswalder Goldschatz – Stationen des bedeutenden archäologischen Fundes im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Politik“ hielt die stellvertretende Direktorin des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin, Frau Dr. Hänsel. Der wissenschaftlichen Bedeutung und den Gründen für die Hinterlegung des Goldschatzes im Gebiet der späteren Messingwerksiedlung galt das Hauptinteresse, auch in der anschließenden Diskussion – ein Grund für so manchen Begeisterten, das 1945 als Kriegsbeute nach Moskau verbrachte Original in der ab Juni in der Eremitage in St. Petersburg gezeigten Bronzezeit-Ausstellung zu bestaunen.
In der Pause standen die Besucher dicht gedrängt vor der Vitrine mit der im Museum vorhandenen Gesamtnachbildung des Goldschatzes. Frau Klitzke konnte berichten, dass das besondere Funkeln der bereits 1913 entstandenen Goldschalenkopien der in diesem Jahr erfolgten Neuvergoldung von WMF zu verdanken ist.
Alle hier kurz angerissenen Themen werden im Jahrbuch 2013 nochmals ausführlich aufgegriffen.
Unterstützt wurde dieser ereignisreiche „Goldtag“ von der Stadt Eberswalde, dem Landkreis Barnim und, gedenk seiner bis in die älteste Geschichte reichenden Tradition, vom Netzwerk Metall Barnim.

 

 

 



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