Verschwunden – Vergessen – Wiederentdeckt: Der Kaiser Wilhelm Aussichtsturm

Seit Beginn des Schuljahres 2013/14 nehmen Schülerinnen und Schüler der Klasse 10C der Nordend- Schule Eberswalde am Schulförderprogramm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz „Denkmal aktiv“ teil. Gemeinsam mit unseren Verbundpartnern, dem OSZ Eberswalde, der Karl- Sellheim- Schule Eberswalde und der Bergschule St. Elisabeth Heiligenstadt erkunden wir unter dem Motto: „Verschwunden – Vergessen – Wiederentdeckt: einzigartiges Kulturerbe“ die Geschichte ehemaliger Denkmale.
Auf der Suche nach interessanten Themen wandten wir uns an das Eberswalder Heimatmuseum und den Heimatverein und erfuhren erstmals vom Kaiser Wilhelm Aussichtsturm am Standort Thiels Höhe, der bis zum Ende des 2. Weltkrieges Anziehungspunkt für viele Eberswalder und Touristen war.
Im Museum brachte uns Frau Klitzke die vielen Fakten zum Turm sehr informativ und anschaulich nahe, erzählte uns über die langjährigen Bemühungen bis zur Errichtung des Turmes im Jahr 1896 und seine Nutzung bis zur Sprengung 1945. Sie zeigte uns die Bilder von dem gut erhaltenen Mosaikfußboden in der Ruhmeshalle des Turmes und weckte unsere Neugier. Wir erfuhren, dass es neben dem Turm eine Gaststätte und eine Jugendherberge gab und das gesamte Ensemble in den letzten Kriegstagen gesprengt wurde.
Neugierig geworden, machten wir uns gemeinsam mit Frau Klitzke und Herrn Simon vom Heimatverein auf Spurensuche und wanderten zu den Turmresten. Wir untersuchten das Gelände und fanden Hügel, Gruben, Betonbrocken, verwitterte Steine und Mauerreste und versuchten, uns ihre damalige Lage vorzustellen. Sogar Reste des Einganges, einen Reinigungsrost für schmutzige Schuhe, konnten wir zuordnen. Für die spätere Dokumentation fotografierten wir alles sehr fleißig.
Herr Simon zeigte uns die Sichtachse zur August- Bebel-Straße. Wir konnten uns die tolle Aussicht noch gut vorstellen, obwohl in den 68 Jahren die Bäume sehr gewachsen sind und vieles verdecken. Sofort entstand die Frage: warum kann hier nicht wieder ein Aussichtsturm stehen?
Herr Simon berichtete von vielen Überlegungen und Bemühungen des Heimatvereins zur Errichtung eines neuen Aussichtsturmes, zeigte uns aber auch viele Hürden, die es bis zum Bau zu überwinden gäbe, auf. So eine Idee umzusetzen braucht viele Unterstützer, kostet viel Kraft und natürlich eine Menge Geld.
Nach der Besichtigung des ehemaligen Standortes waren wir uns einig: Wir finden die Idee, einen neuen Aussichtsturm in Eberswalde an der gleichen Stelle zu errichten, toll!
Aber wie soll er aussehen? Die Diskussion ging los: Das Modell von Herrn Scholz hat uns sehr gut gefallen, aber für alte Menschen und Gehbehinderte müsste ein Fahrstuhl eingebaut werden. Oder ist der verschnörkelte Turm zu langweilig, sollte der neue supermodern sein? Passt der dann aber in den Wald? Es müsste ein Turm für alle sein, interessant für Kinder, vielleicht mit etwas Abenteuer….Wie soll der Aufbau finanziert werden?

Herr Simon berichtete von seiner Idee, einen Baumwipfelpfad mit einem Turm zu errichten, so wie etwa auf Rügen oder im Bayerischen Wald – das würde bestimmt dem Tourismus sehr nutzen, denn wir brauchen Gäste. Und natürlich passt solch ein Baumwipfelpfad in unseren Wald.
Die Köpfe voller Ideen und Eindrücke fuhren wir in die Schule zurück.
Als nächste Aufgabe stand die Suche von Zeitzeugen als Interviewpartner an. In Frau Siebert und Frau Stoischek von unserem Schulförderverein fanden wir hilfsbereite Partner, die uns halfen Eberswalder zu finden, die uns Auskunft zum Aussichtsturm geben konnten.
Am 18.02.2014 waren Edeltraut und Günter Lips vom Eberswalder Heimatverein zu Gast in unserer Klasse und zeigten uns in einer interessanten Powerpoint- Präsentation ihre umfangreiche Sammlung von Dokumenten zur Geschichte des Kaiser Wilhelm Aussichtsturmes. In jahrelanger, oft mühsamer Recherchearbeit haben sie Informationen zum Turm und zur Eberswalder Heimatgeschichte zusammengetragen und uns eine Vorstellung vermittelt, wie Eberswalde bis zum Ende des 2. Weltkrieges aussah und wie die Menschen damals lebten. Uns wurde klar, dass es zunehmend schwieriger wird, Zeitzeugen oder Menschen, die etwas über den Aussichtsturm oder die anliegende Jugendherberge erzählen können, zu treffen. Oftmals leben diese Zeitzeugen ja schon nicht mehr oder sind verzogen. Vielleicht gibt es aber noch jemanden oder auch einen Nachkommen, der sich an Erzählungen der Verwandten noch erinnern kann? Familie Lips und auch wir, die Klasse 10C, würden sich sehr freuen, wenn wir neue Informationen zum Eberswalder Aussichtsturm erhalten würden.
(Kontakt: Familie Lips Telefon 03334/239061 oder Nordend-Schule 03334/212614)
Im Gespräch mit Familie Lips lebte die Vision eines neuen Aussichtsturmes wieder auf. Wir werden uns in den kommenden Wochen weiter mit dem Aussichtsturm beschäftigen, im Kunst und WAT- Unterricht Ideen für einen modernen Turm, der die touristische Attraktivität der Stadt Eberswalde sicher enorm erhöhen würde, entwickeln und hoffen, dass die verantwortlichen Gremien in der Stadt Eberswalde und der Heimatverein eine Lösung finden werden, Eberswalde und Umgebung in Zukunft wieder aus ca. 40 Metern Höhe von Thiels Höhe aus zu betrachten.

Projektgruppe „Denkmal aktiv“ der Nordend- Schule Eberswalde
Jasmin Zierock, Stefanie Mehnert, Benjamin Petre, Matthias Nimmrich



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