Wanderung „Macherslust“ mit dem Verein „Unser Finowkanal e.V.“

Prof. Dr. Hartmut Ginnow-Merkert hatte als Vorsitzender des Vereins „Unser Finowkanal e.V.“ zum 16. August 2014 um 10.00 Uhr zu einer Wanderung durch den Wald von „Macherslust“ eingeladen und 50 Interessenten fanden sich auch pünktlich am Ausgangspunkt der Villa Macherslust ein.
Hier konnte Herr Aurich den Wanderern viele interessante Informationen zur Geschichte der Villa geben, die sich auf einem Grundstück befindet, welches Julius Macher, Bürgermeister von Eberswalde 1765 erstand. Nach Leerstand nach der Wende wird die Villa heute von einem neuen Besitzer aufwändig denkmalsgerecht saniert.

Die Wandergruppe wurde dann vom ehemaligen Stadtförster Wolfram Simon übernommen und über den „Vivatsberg“, einer spätslawischen Siedlungsstelle, zum Geotop „Bändertone Macherslust“ geführt. Der „Vivatsberg“ verdankt seinen Namen übrigens den Vivatrufen siegreicher kriegführender Truppen im Siebenjährigen Krieg (?).

Am „Bänderton“, einem für viele Teilnehmer neuen und beeindruckenden geologischen Aufschluss aus der Entstehungszeit des Finowtals während der letzten Eiszeit konnte uns Dr. Gerd Lutze, Präsident der „Gesellschaft Märkische Eiszeitstraße e.V.“ umfangreiche und interessante Informationen zur geologischen Entwicklung des Finowtals und des „Bändertons“ insbesondere geben. Die hier eiszeitlich abgelagerten Sedimente und später durch menschliche Nutzung aufgeschlossene Wand präsentieren einen der schönsten Bänderton-Aufschlüsse Deutschlands. Die Absetzungen erfolgten unter eiszeitlichen Bedingungen in Gletscherstauseen Die Schmelzwasser des Inlandeises enthielten eine hellblaue „Gletschertrübe“ (Gletschermilch), aus der sich unter aufgestauten Stillwasserbedingungen feinkörnige und feingeschichtete Ablagerungen absetzten. Bei unterschiedlichen Schmelzwasserfrachten kam es zu farblich differenzierten hellen, sandig-schluffigen und dunklen, tonigen Lagen, den Bändern. Mit zunehmender Entfernung vom Austritt der Schmelzwässer aus dem Gletscher (Gletschertor) wurden die abgesetzten Sedimente feiner. Die hellen und dunklen Schichten werden auch als Sommer- und Winterlagen interpretiert. Zusammen ergeben sie eine Jahresschicht (= Warve). Die hellen Schichten bestehen aus 1 – 25 cm mächtigen Schlufflagen (bis zu 20 Zyklen in einer Schicht). Dazwischen liegen braune, 2 – 10 mm starke Tonlagen, die ebenfalls eine interne Schichtung aufweisen.
Dr. Lutze erwähnte auch, dass es eine Initiative zur touristischen Erschließung des Geotops und der umgebenden Waldflächen gibt. Leider gilt es auch hierbei viele bürokratische Hürden zu überwinden.

Weiter führte der Weg der Wandergruppe an der Hangkante mit Blick auf die aufgelassenen ehemaligen Tongruben der Eberswalder Ziegeleien (eine davon wird heute vom Modellsportclub genutzt) zu den beiden Teichen der „Provinzialirrenanstalt“, in der sich bis zur Wende ein Lazarett der GUS-Truppen befand. Heute ist gleich neben den Teichen die Forensik des M.-Gropius-Krankenhauses. Am südlichen Teich befand sich übrigens einmal eine Badestelle, heute noch in den Flurkarten eingetragen.
Interessant in diesem Waldgebiet sind fünf Moorstandorte, denen wir im Weiteren begegnen. Das bekannteste und größte Moor ist der Teufelssee, ein 2,10 ha großes Verlandungsmoor. Der Sage nach sollen hier fliehende Russen im siebenjährigen Krieg einen Schatz versenkt haben.
Studenten der HNEE haben im Rahmen einer Bachelorarbeit alle Moore untersucht und ihnen einen guten ökologischen Zustand attestiert. Die Moortiefe beträgt übrigens bis 11m.

Auf Grund der inzwischen fortgeschrittenen Zeit konnte die Wandergruppe das nächste Ziel, die Havel-Oder-Wasserstraße mit dem imposante Ragösedamm und dem Ragösedurchfluss leider nicht mehr besuchen. Wie zu verlauten war, haben das aber einige der Teilnehmer inzwischen nachgeholt.
Der letzte Höhepunkt auf der Wanderung war der „Alertstein“, sicher den wenigsten Eberswaldern bekannt. An dieser Stelle in der Nähe der Ragöse starb der Reitende Feldjäger Rudolph Alert am 25. Juni 1855 im Duell. Auslöser des Scharmützels war die hübsche Tochter des Bahnhofswirtes.
Mit einem Blick auf die mäandernde Ragöse fand die Wanderung bei strahlender Sonne ihren Abschlussm.

Fazit: eine hervorragende Idee des Vorsitzenden des Vereins „Unser Finowkanal e.V.“, die großes Interesse fand und sehr informativ war.

Bericht: Wolfram Simon
ehem. Stadtförster i. R.

 



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