Auf den Spuren Bethmann Hollwegs durch Hohenfinow

Am Samstag, den 09. Oktober, fand eine, von Prof. Klaus Höppner, geführte Wanderung durch Hohenfinow statt, zu der sich 20 Interessierte am zentralen Infopunkt am Dorfanger in Hohenfinow einfanden.

Die Büste von Bethmann Hollweg von Eckhard Herrmann, Foto G. Lips

Die Veranstaltung stand unter dem Motto:
„Der Ort Hohenfinow – an dem einst die Weltgeschichte beeinflusst wurde“.

Erläutert wurden die von Eckhard Hermann geschaffenen Edelstahlstelen, deren Einweihung am 12. Oktober 2016 erfolgte. Eine der Stelen vermittelt Informationen zur Gemeinde Hohenfinow, ihre Geschichte und zu historisch bedeutsamen Ereingnissen. Eine weitere Stele ist dem bedeutenden Sohn Hohenfinows, Theobald von Bethmann Hollweg, gewidmet (1856 – 1921), der eine steile Karriere nahm (mit 30 Jahren Landrat des Kreises Oberbarnim, später Oberpräsident der Provinz Brandenburg/Berlin, preußischer Innenminister), um von 1909 bis 1917 schließlich Kanzler des Deutschen Reichs und preußischer Ministerpräsident  zu werden.

In Erinnerung gerufen wurden die Ereignisse im Juli 1914, unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Im Rahmen seiner sogenannten Urlaubspolitik zog sich der Reichskanzler mit seinem persönlichen Mitarbeiter Kurt Riezler nach Hohenfinow auf sein Gut zurück, nachdem er den höchsten Repräsentanten des Kaiserreichs gleichfalls Urlaub verordnet hatte. Der Kaiser befand sich mit seiner Jacht „Hohenzollern“ in der nördlichen Nordsee. Von der im Schloss eingerichteten Telegraphenstation jagten Depeschen durch den Äther zum Kaiser. Der Kanzler hatte nach dem am 28. Juni 1914 erfolgten Attentat auf den österreichischen Thronfolger und seine Frau auf eine regional begrenzte, kriegerische Auseinandersetzung zwischen Österreich-Ungarn und Serbien gehofft. Wie es Christopher Clark in „Die Schlafwandler – wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ eindrucksvoll beschrieb, kam jedoch der große Weltenbrand über Europa, nachdem Wilhelm II. am 1. August 1914 die Generalmobilmachung proklamierte.

Der nächste Exkursionspunkt führte in die Dorfkirche Hohenfinow. In Augenschein genommen wurden u.a. die Apsis und der Triumphbogen, die von 1906 bis 1910 auf Veranlassung durch den Kirchenpatron Theobald von Bethmann Hollweg umfassend rekonstruiert wurden, sehenswert auch der Sandsteinaltar mit dem Mosaikteil, die Glasfenster in der Apsis, das große Jesusbild an der Decke des Chores und das von Kaiser Wilhelm II. gestiftete Fenster zur Aufstiegsgeschichte der Hohenzollern.

Zu Fuß ging es weiter zum ca. 300 Meter entfernten Dorffriedhof. Die dortige Familiengrabstätte Bethmann Hollweg wurde von Christian Graf von Krockow in seinem Buch „Fahrten durch die Mark Brandenburg, Wege in unsere Geschichte“ eindrucksvoll beschrieben. In prägnanten Worten wird dabei auch die Persönlichkeit des „Philosophen von Hohenfinow“ charakterisiert, der am 2. Januar 1921 verstarb und hier seine Ruhestätte gefunden hat. Besichtigt wurde das Innere der von 1893 bis 1901 vom Vater des Reichskanzlers errichteten Grabkapelle in der Kunstrichtung des Historismus mit Elementen des Jugendstils.

Vom Friedhof ging die Führung zurück über den mit Linden gesäumten Dorfanger zum Gut Hohenfinow. Das in den Jahren von 1680 bis 1685 für 40.000 Reichstaler von General Börstel errichtete Schloss wurde im Jahre 1962 abgerissen. Heute noch erhalten sind die beiden Kavalierhäuser, die früher von Bediensteten bewohnt wurden. Vor dort führte die Wanderung durch den ehemaligen Gutspark entlang er Lindenallee mit bis zu 300 Jahre alten Linden. Auf einer Schautafel ist auch eine Ansicht des ehemaligen Schlosses zu sehen. Dazu schrieb der zu den Besuchern Hohenfinows gehörende schriftstellernde Wanderer August Trinius im Jahre 1884: „Dort drüben, unter den  Baumwipfeln halb versteckt, schaut das hohe düstere Schloss hervor, terrassenförmig durch eingebaute Grottenabhänge, um welche der Efeu sich wie grünes Gewebe spinnt, mit dem tiefer gelegenen Park verbunden“.

An dieser Stelle endete die Führung, nicht ohne den Hinweis darauf, dass sich eine Wanderung durch den ehemaligen Gutspark bis nach Karlswerk lohnen würde u.a. auch mit Besichtung der 1890 gepflanzten Kaisereiche mit dem Gedenkstein, wo Kronprinz Wilhelm 1877 seinen ersten Rehbock erlegte.

Klaus Höppner

Prof. Klaus Höppner (Foto links) bei seinen Ausführungen, Foto. G. Lips

 

In der Kirche Hohenfinow, Foto: G. Lips

 

Familiengrabstätte Bethmann Hollweg, Foto: G. Lips



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